Europa, Städtereise
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Lissabon

Die portugiesische Hauptstadt zählt zu meinen absoluten Lieblingsstädten. Die Lage, das Wetter, die Menschen, das Essen – einfach alles an Lissabon gefällt mir. (Sogar an die „Dealer“, die einem Tee als Hasch verkaufen wollen, habe ich mich schnell gewöhnt). Zu meinem zweiten Besuch habe ich es geschafft, in diesem Jahr das Fest des Stadtheiligen mitzufeiern – ein Partymarathon mit (fast) keinem Ende.

Ganz Lissabon ist auf der Straße – und dann auch noch die ganzen Touristen. Das größte Spektakel spielt sich in der Altstadt, Alfama, und im Kneipenviertel, Bairro Alto, ab. Die Portugiesen bauen Grills auf der Straße auf, verkaufen Sardinen oder Fleisch im Brot für 2 Euro, ein Becher Bier oder Sangria gibt es für 1 Euro dazu. Wer kann dazu schon nein sagen? Live Musik schallt von überall, die Leute tanzen auf den Straßen und sind gut gelaunt. Sogar ich – eigentlich kein Fan von Menschenmassen und schon gar nicht auf engem Raum – habe mich von dieser ausgelassenen Stimmung anstecken lassen und habe bald vergessen, was passieren könnte, würde diese Masse in Panik ausbrechen. Die Stimmung ist einfach null aggressiv, die Leute sind ausgelassen und fröhlich. Da lässt man sich doch gerne mitreißen.

Gefeiert wird das Stadtfest übrigens zu Ehren des heiligen Antonius, der am 13. Juni 1231 verstarb. Er soll zu Lebzeiten Wunder vollbracht haben und wurde vom Papst heilig gesprochen. Antonius war ein besonders volksnaher Heiliger, der noch immer seine schützende Hand über Kinder hält und Liebende in eine gute Ehe führt. Daher werden am 12. Juni auch besonders viele Ehen in Lissabon geschlossen. Lustig: Antonius soll auch bei dem Auffinden verschwundener Dinge helfen.

Ein „kleines San Francisco“

Habe ich schon erwähnt, dass ich Lissabon einfach liebe? Ach ja, ich glaube, das hab‘ ich bereits. Die Lage am Fluss (dem Tejo), nicht weit vom Atlantik entfernt, ist einfach super. Blickt man auf die Brücke, hat man fast das Gefühl, in einem kleinen San Francisco zu sein (ohne dass ich je dort gewesen bin). Und dann die vielen Hügel (es lohnt sich, die Wege auf sich zu nehmen, auch wenn es manchmal mühsam ist) und die alten Straßenbahnen, die sich durch die  Straßen schlängeln – das Flair der Stadt begeistert mich einfach.

Was sollte man als Tourist zuerst in Angriff nehmen? Ich würde in der Innenstadt, Baixa und Chiado, starten. Die Rua Augusta ist eine super gelegene, zentrale Fußgängerstraße, die direkt zum Tejo führt. Und dafür muss man nur durch den schönen Rundbogen auf den Praça do Comércio, ein riesiger Platz, auf dem etwas vereinsamt das Reiterstandbild von König José I. steht. Der Platz war mal als städtischer Hauptplatz geplant – er ist aber viel zu groß, als dass er wirklich mit Leben gefüllt werden kann. Übrigens stand hier mal das königliche Schloss – es wurde bei dem Erdbeben 1755 zerstört. Bei dem verheerenden Beben starben rund 30.000 Menschen, viele Kirchen und Paläste stürzten ein. Eine riesige Flutwelle riss die, die sich an den Rand des Flusses gerettet hatten, mit sich. Außerdem wurde an diesem Tag das Allerheiligenfest gefeiert, das bedeutete, dass besonders viele Menschen sich in Kirchen aufhielten und in vielen Wohnhäusern Kerzen angezündet waren. Das ausgebrochene Feuer konnte erst nach sechs Tagen gelöscht werden.

Labyrinthisches Gassengewirr und die ungeschminkte Lissabonner Seele: Alfama

Sich in Alfama zu verlaufen, passiert schnell und ist manchmal ärgerlich – aber auch einfach toll. Denn nur hier kommt man den Bürgern Lissabons richtig nah, hier gibt es viele kleine Lokale, so genannte „Tascas“, die man sonst nie gefunden hätte. Da trifft man die Locals und bekommt das beste Essen der ganzen Stadt serviert – zu einem sehr kleinen Preis. Hauptgerichte kosten um 6 Euro. Und wenn man zur richtigen Zeit dort ist, kann man den typisch portugiesischen Fado genießen – Lieder über Sehnsucht und Trauer, in dem sich die Lissabonner Seele ungeschminkt offenbahrt. Was mir besonders gefällt sind die Laien, keine ausgebildeten Sänger, für die man Geld zahlen soll, sondern Amateure, die sich ihre Melancholie von der Seele singen, weil ihnen danach ist. Wer mehr über Fado erfahren möchte, kann das Museu do Fado, ebenfalls in Alfama, besuchen (der Eintritt kostet 3 Euro).

Viele schöne Aussichtspunkte für Fotos

In Alfama gibt’s viele schöne Aussichtspunkte für Fotos

Typischer Anziehungspunkt für Touristen ist das Castelo de São Jorge, das sich über Alfama auftut. Ein Rundgang durch die Burganlage ist zwar teuer (9 Euro, wenn ich mich recht erinnere) bietet aber einen schönen Blick über Stadt und Fluss. Die Festung wurde von den Mauren gebaut, äußerlich hat sie auch einige Ähnlichkeit mit dem Castelo dos Mouros in Sintra (dazu komme ich später noch). Auch die Burg wurde von dem Erdbeben weitestgehend zerstört.

Köstliche Leckereien und ein kunstvolles Kloster in Belém

Unbedingt probieren sollte man die Pasteis de Belém. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie lecker sie sind. Nur soviel: Kauft euch bloß nicht nur eins! Die zumeist lange Schlange vor der traditionellen Bäckerei sollte euch zu denken geben. Die leckeren Sahnetörtchen sind einfach himmlisch – und ich neige nicht zu Übertreibungen. Ach, ich sag es jetzt einfach: Diese Törtchen sind für jeden Lissabonbesuch ein absolutes Muss! So. Nun hab ich’s gesagt. Verklagt mich doch.

Natürlich gibt es in Belém noch mehr zu sehen als die Bäckerei. Der Stadtteil liegt zwar etwas weiter außerhalb, ist aber mit Straßenbahn oder Bus gut zu erreichen. Direkt am Fluss hat man einen tollen Blick auf die Brücke Ponte 25 de Abril und auch auf das andere Ufer mit der großen Christus-Statue, die der in Rio de Janeiro nachempfunden ist. Von den Einheimischen wird der Cristo Rei allerdings nur „Korkenzieher“ genannt, weil er, nun ja… aussieht wie einer.

Tolle Sehenswürdigkeiten sind der Torre de Belém und das große Hieronymitenkloster „Mosteiro dos Jerónimos“, beide Bauten gehören zum Weltkulturerbe. Das Kloster wurde 1601 fertiggestellt und überstand das Erdbeben, wie die meisten Gebäude in Belém, ohne große Schäden. Es wurde jedoch von Napoleons Armee Anfang des 19. Jahrhunderts verwüstet. Besonders eindrucksvoll ist das große Eingangstor, das aussieht, als wäre es für Riesen geschaffen. Im Inneren des Klosters fanden viele Mitglieder der portugiesischen Königsfamilie ihre letzte Ruhe.

Der Torre de Belém ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Früher hat er als Wahrzeichen der Stadt heimkehrende Seefahrer begrüßt. Auf der anderen Seite des Flusses gab es einen ähnlichen Turm, der allerdings das Erdbeben nicht überstand. Mit Hilfe dieser zwei Türme konnten unerwünschte Besucher, die sich auf dem Fluss der Stadt näherten, ins Kreuzfeuer genommen werden. Außerdem diente das Innere des Turms als Gefängnis – dunkel und kalt, wie es dort ist  bestimmt kein schöner Aufenthaltsort (im heißen Sommer als Besucher jedoch eine gute Sache). Auf dem Turm gibt es eine Aussichtsplattform, die einen tollen Blick rüber aufs andere Ufer bietet.

 Tauchgang in die Tiefen des Ozeans

Ein weiteres Highlight, das ich jedem Lissabon-Besucher ans Herz legen möchte, ist das Oceonário. Das riesige Aquarium auf dem ehemaligen Gelände der Expo Weltausstellung von 1998 erstreckt sich über zwei Etagen. Sollte es während des Urlaubs mal regnen und man hat keine Lust, Museen zu besuchen, ist es eine wahre Alternative: aber auch bei Sonnenschein und 30 Grad im Schatten.

Im Oceonário tummeln sich mehrere Arten von Haien und Rochen, die anmutig durch das riesige Hauptbecken gleiten. Auch Pinguine, Otter, Moränen, Thunfische und ein Mondfisch sind im größten Aquarium in Europa beheimatet. Der Eintrittspreis liegt bei stolzen 17 Euro – man muss aber bedenken, dass ein solches Aquarium auch unheimliche Kosten verschlingt. Ich hoffe, dass sich niemand von dem Preis abschrecken lässt. Es gibt übrigens auch eine wechselnde, kleinere Ausstellung; als ich das letzte Mal da war, waren es Schildkröten <3

Farbenfrohe Unterwasserwelt im Oceonário de Lisboa

Farbenfrohe Unterwasserwelt im Oceonário de Lisboa

Und wo geht’s hier eigentlich zum Strand?

Der Atlantik ist nah, sehr nah! Persönlich würde ich Estoril oder Cascais als Badeorte empfehlen. Besonders Estoril hat einen sehr schönen Strand, der unter der Woche auch nicht übermäßig stark bevölkert ist. Es gibt leckere Restaurants an der Promenade – die Estoril praktischerweise gleich mit dem rund drei Kilometer entfernten Cascais verbindet. Die Felsküste ist von schönen Badebuchten durchbrochen, die zum relaxen einladen – ein Besuch lohnt sich. Mit dem Zug ist man in etwa 30 Minuten in Estoril, dessen Bahnhof nur eine Minute zu Fuß vom Strand entfernt liegt. Bequemer geht es kaum oder? Mehr internationales Flair gibt es in Cascais: dort haben sich viele Engländer und Deutsche niedergelassen, auch Urlauber bevorzugen den Ort mit den verkehrsberuhigten Gassen und vielen Boutiquen. Aber egal, für welchen Badeort man sich entscheidet – sucht man Entspannung am Strand und frische Meeresluft, ist man an beiden richtig.

Von Strand in Cascais kommt man auf der betonierten Promenade nach Estoril.

Vom Strand in Cascais kommt man auf der betonierten Promenade nach Estoril.

Tipp für Fahrradfreunde: Die Stadtverwaltung von Cascais hat einen sieben Kilometer langen Radweg entlang dem Meer angelegt. Gegen Vorlage des Ausweises werden außerdem kostenlos Räder verliehen. Am Beginn der Fußgängerzone gegenüber dem S-Bahnhof können die Räder ab 9 Uhr abgeholt werden. Man sollte früh dort sein, um noch ein Rad abzukriegen.

Königliche Hochkultur und verspielte Gärten in Sintra

Ist es Disneyland? Nein. Es ist der Palácio da Pena, für manche purer Kitsch, für andere faszinierend. Der bunte Palast thront hoch über Sintra, ein historischer Ort in der Nähe von Lissabon. Wer noch Zeit hat, neben der portugiesischen Hauptstadt auch umliegende Städte zu erkunden, sollte unbedingt nach Sintra reisen. Die reiche Gesellschaft baute sich hier prächtige Sommerresidenzen, viele Dichter, unter ihnen Hans Christian Andersen, besuchten den Ort. Das Märchenschloss ist nur eine von vielen Attraktionen, die man in Sintra bewundern kann – und das nur rund eine Stunde Zugfahrt von Lissabon entfernt.

Was mir persönlich noch besser gefallen hat, als der Palast von Pena, ist die Quinta da Regaleira, ein Fantasiebau mit einer wahnsinnig schönen Gartenanlage, die man schon als abenteuerlich bezeichnen darf. Ein Lissabonner Millionär ließ den Bau Anfang des 20. Jahrhunderts errichten. Eine Vielzahl mythologischer und esoterischer Symbole finden sich im Palast sowie im Garten. Dieser ist auch untertunnelt – wer mutig ist und eine Taschenlampe dabei hat, kann auch diese erkunden. Mein Highlight ist der tiefe Brunnen mit der Wendeltreppe – einfach nur schön. Der Architekt soll ihn Dantes Göttlicher Komödie nachempfunden haben – der Abstieg steht symbolisch für den Abstieg in die Hölle.

Ein weiteres Highlight in Sintra ist das Castelo dos Mouros. Ein steiler und felsiger Weg führt hinauf zu dieser Ruine (es stehen aber auch Kutschen bereit, die Besucher mitnehmen). Die frühere Befestigungsanlage aus dem 8. Jahrhundert war verfallen, bis Ferdinand II. die Ruinen konservieren ließ. Schafft man es bis ganz nach oben, kann man bei gutem Wetter bis zum Atlantik sehen. Ein atemberaubender Ausblick!

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