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Oktoberfest & Freimarkt im Vergleich

Volksfest ist gleich Volksfest? SchmalzPustekuchen. Unterkühlte Norddeutsche trifft auf bayrische Gemütlichkeit – und kann erstmal wenig damit anfangen. Als traditioneller Freimarkt-Liebhaber fühlte ich mich zuerst auf dem Oktoberfest fehl am Platz. Nun hab ich die Wiesn aber doch ins Herz geschlossen – und war sogar schon das dritte Jahr in Folge zur großen Sause in München.

Die alte Fehde – Nord gegen Süd

Als gebürtige Norddeutsche gehört mein Herz natürlich dem Freimarkt. Einmal im Jahr (wenn man die Osterwiese mal außen vor lässt) drehen sich die Karussells auf der Bürgerweide und es darf nach Herzenslust geschlemmt werden. Enten angeln, Lose ziehen, Autoscooter fahren – als Kind die Highlights. Das größte Volksfest im Norden ist familiär und im Vergleich zum Oktoberfest in München eher klein und beschaulich. Vorteil und Nachteil zugleich: zum Freimarkt gibt es keine traditionelle Kleidung. Jeans, Winterjacke, whatever you like. Natürlich kommen einige, besonders Bayernzelt-Besucher, gerne in Tracht. Damit fällt man jedoch eher noch auf – wir Bremer können damit halt nicht so viel anfangen. Hat man in München jedoch keine Tracht an, fällt man dort (unangenehm? als Tourist?) auf. Ich persönlich mag mein Dirndl, und ich finde es schön, mich einmal im Jahr Wiesn-tauglich zurecht zu machen. Aber wenn ich das enge Ding wieder ausziehen und normal atmen kann, freue ich mich auch 😉

Fotos vom Oktoberfest: Anne Frili

Nicht nur aus fußballerischen Gründen ist man als Norddeutscher dem Süden ja nicht so grün. Komischer Dialekt, merkwürdige Tracht – wo uns ein „Moin“ und – bei großer Sympathie – ein kurzes Nicken als Begrüßung genügt, fällt der Bayer gern mit der Tür ins Haus. Ehrlich gesagt verstehe ich bayrisch kein bisschen, und das liegt nicht daran, dass ich es nicht versuchen würde. Für den ersten und vielleicht sogar auch zweiten Besuch empfehle ich einen „Übersetzer“, am besten einen Einheimischen oder Zugezogenen, der zwischen hochdeutsch und bayrisch vermitteln kann. Ab zwei Maß Bier ist es aber auch egal.

Der Vergleich

Ist man auf dem Freimarkt meist draußen unterwegs, spielt sich das wahre Leben der Wiesn in den großen Festzelten ab. Da kann der Freimarkt wirklich nicht mithalten: das größte Zelt ist hier, passenderweise, das Bayernzelt – dann gibt es noch Riverboat, Hansezelt und einige kleinere. Die Zelte des Oktoberfestes sind natürlich viel, viel größer: Schottenhamel, Marstall, Bräurösl… insgesamt stehen 14 zur Auswahl. Und sie sind auch immer voll. Das kann in Gedränge und laaaaangen Schlangen vor den Toiletten ausarten – da hat man es auf dem Freimarkt etwas gemütlicher. Andererseits: Auf dem Oktoberfest treffen so viele Nationalitäten zusammen, man lernt schnell neue Leute kennen, die eine halbe Weltreise gemacht haben, um auf den Wiesn dabei zu sein. Der Freimarkt lockt zwar auch Besucher aus Skandinavien und den Nachbarländern an, dass jemand aber extra aus Australien anreist, wäre mir neu.

Die Preise auf dem Oktoberfest sind natürlich um einiges höher. Kostet in Bremen eine Fahrt mit der Olympia Achterbahn 5 Euro, sind es in München 8. Das hängt sicherlich auch mit den höheren Standmieten für die Schausteller zusammen. Im Allgemeinen kommt man auf dem Freimarkt günstiger weg, das fängt bei der Unterkunft an, wenn man eine braucht und nicht bei Freunden unterkommen kann, geht über Fahrspaß bis zur Verpflegung.

Wo viele Menschen zusammenkommen, von denen 90% betrunken sind, herrscht Chaos. Dichtes Gedränge gibt es auf beiden Volksfesten, und ich habe auch auf beiden schon Prügeleien erlebt. Was soll’s.

Schmalzkuchen und andere Schmankerl

In Sachen Verpflegung in den Zelten ist das Oktoberfest die Nr. 1. Allein schon der Anblick der Kellner/innen, die zehn Maß Bier oder mehr stemmen, ist Wahnsinn. Von der Brotzeit mit Brezn über Hendl, Spätzle usw – ich habe noch nie ein schlechtes Essen auf dem Oktoberfest serviert bekommen. Obwohl es natürlich Massenanfertigungen sind. So eine große Auswahl gibt es in den Festzelten des Freimarktes nicht (was aber wohl auch nicht realisierbar ist). In der Königsdisziplin, dem Bier, würde ich auch dem Oktoberfest einen kleinen Vorzug einräumen. Als Bremer muss man nicht auf Becks oder Haake Beck schwören – ich mag zB Augustiner auch sehr gerne. Gut gezapft muss es sein – da wurde ich auf dem Freimarkt sowie auf dem Oktoberfest schonmal enttäuscht. Blieb aber zum Glück die Ausnahme.

Schlemmen kann man auf beiden Volksfesten gut. Gebrannte Mandeln, Schmalzkuchen, Schokofrüchte, Liebesäpfel, Eis – die Klassiker sind natürlich vertreten. Auch hier gibt man in München mehr aus, als in Bremen. Aber ehrlich gesagt ist man in München auch mehr mit dem Bierkonsum beschäftigt 😉 Und die Süddeutschen schwören natürlich auf ihre Brezn.

Beide Volksfeste lohnen sich. München liegt in Bierkonsum, Internationalität und Größe eindeutig vorne – allerdings auch bei den Preisen. Der Freimarkt punktet mit Familiarität und nordischer Gelassenheit.

Kleiner Tipp: Das Alpenwelt Magazin hat mich um ein kurzes Statement zum Freimarkt gebeten. Hier ist er: Katjas Tipp zum Freimarkt

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