Seit ich im Keller unter den Flohmarktssachen meines Vaters das Buch „Der Pate“ entdeckt und in einem Tag verschlungen habe (da war ich ungefähr zwölf), wollte ich nach Sizilien reisen. Im Mai/Juni 2014 war es dann endlich so weit: Die Reise von Bremen nach Amsterdam, über Rom, nach Palermo war gebucht. Puh! So viel Umsteigen – und wie durch ein Wunder hat es auch mein Gepäck geschafft.
Heiß, heiß, heiß. Die Sonne kennt auf Sizilien wirklich kein Erbarmen. Abhilfe schafft da nur der Sprung in einen der klimatisierten Shoppingtempel, eine Kirche (nicht zum beten, aber weil es dort kühl ist) oder ab und zu der Wind, der vom Tyrrhenisches Meer aufkommt (Palermo liegt an der Küste). Zum Glück gab es im Liola B&B eine sehr gute Klimaanlage – sonst hätte ich nachts wohl kein Auge zugetan bei der Hitze. Übrigens ein sehr empfehlenswertes Hostel, sauber und super gelegen /Werbung ende.
In Palermo gibt es viel zu sehen. Vor allem viele Autos. Dass die Italiener das Autofahren lieben, habe ich schon bei meinen Besuchen in Mailand und Florenz gemerkt – aber trotzdem lässt es sich nicht mit Palermo vergleichen. Rote Ampeln und Straßenverkehrsordnung? Für die Palermitaner eher Hinweise, die sie mal zur Kenntnis nehmen, meistens aber nicht. (So sehen die meisten Autos allerdings auch aus). Beim Überqueren der Straße ist also stets Vorsicht geboten. So sehr die Bremsen auch geschont werden, so inflationär werden die Autohupen eingesetzt. Ein Drängler, ein Schnarchfahrer, ein Fußgänger auf der Straße oder eine hübsche Frau in Sichtweite: In Palermo wird eigentlich immer gehupt.
Plätze und Sehenswürdigkeiten
- Piazza Pretoria mit dem manieristischen Brunnen Fontana Pretoria
- Der Dom von Palermo Maria Santissima Assunta
- In den Grünanlagen Palermos finden sich einige Brunnen mit Skulpturen
Prunkvolle Barockpaläste und heruntergekommene Wohnhäuser liegen in Palermo dicht beieinander. Einer der zentralen Plätze ist der achteckige Quattro Canti, an dem gleich vier barocke Paläste zu bewundern sind. Offiziell heißt der Platz übrigens Piazza Vigliena, nach dem spanischen Vizekönig Juan Fernandez Pacheco de Villena. Im Volksmund und auch im Reiseführer findet man den zentralen Platz zwischen den Hauptverkehrsadern Corso Vittorio Emanuele und der Via Maqueda allerdings unter Quattro Canti.
- Der Frühling am Quattro Canti – mit Herrscher Karl V und der Schutzheiligen Cristina
- Teatro Politeama – ebenfalls einer der zentralen Plätze in Palermo.
Ebenfalls weit über die Grenzen Palermos hinaus bekannt ist das Teatro Massimo (gebaut 1897). „Der Pate“ – Fans werden es aus der tragischen Szene im dritten Teil wiedererkennen, wenn Al Pacino als Michael Corleone seine Tochter verliert. Das Teatro Massimo ist Italiens größtes Opernhaus und das drittgrößte in Europa. Für die Italiener ist es ein Symbol der kulturellen und politischen Wiederauferstehung Palermos – nachdem das Theater längere Zeit geschlossen war aufgrund korrupter Baupolitik (in die auch die Mafia involviert war) konnte es 1997 wieder öffnen. Wo wir grad bei Opernhäusern sind: Auch ein schönes seiner Art ist das Teatro Politeama. Ein Bau im Neoklassizismus-Stil, inspiriert von Bauten aus Pompeji. Der imposante Triumphbogen ist nicht zu übersehen.
Natürlich führt auch kein Weg am Dom vorbei – die „Maria Santissima Assunta“ ist das Wahrzeichen Palermos. Dort, wo sie 1184 errichtet wurde, stand schon früher eine Kathedrale, die aber von den Arabern in eine Moschee umgewandelt wurde. Diese wurde wiederum Jahre später wieder in eine Kathedrale umgewandelt – der Ort an sich ist also getränkt mit religiöser Bedeutung. Der Bau ist von Außen wie von Innen sehr imposant – wer hineingeht, sollte darauf achten, angemessen gekleidet zu sein.
Vorurteile? Ausnahmsweise ja!
Ein gängiges, vorherrschendes Vorturteil ist es ja, dass Italiener gut kochen können. Ich muss sagen: stimmt! Die sizilianische Küche hat uns kein einziges Mal enttäuscht. Dazu muss ich sagen, dass meine Reisebegleitung und ich beide keinen großen Wert auf Frühstück legen. Die Sizilianer zum Glück auch nicht. Schnell ein Espresso, dann kanns auch schon losgehen. Das hat uns also schonmal nicht gestört. Natürlich kann es ein langer Tag werden, wenn man spät aufsteht, nur einen Kaffee trinkt (bitte abends keinen Cappuccino bestellen – das gehört zu den No Go’s) und die Restaurants erst wieder abends öffnen. Aber! Es gibt kleine, leckere Snacks, die den ganzen Tag über angeboten werden und sehr satt machen – Arancini zum Beispiel. Diese leckeren, frittierten Reisbälle (ja, keine „Bällchen“, sondern Bälle) gibt es mit verschiedenen Füllungen. Sie gehören zur traditionellen sizilianischen Küche und sind ein absolutes Muss für jeden Besuch.
Was wir auch entdeckt haben, ist Eis im Brötchen. Klingt erstmal komisch, ist aber absolut lecker – und macht auch satt. Die Gelateria Brioscia ist immer voll – Italiener und Touristen gleichermaßen lieben das Eis. Vor der Eisdiele wird gegessen, geredet, man hält sich einfach noch ein Weilchen dort auf und kommt ins Gespräch. Es gibt knapp 30 Sorten Eis zur Auswahl (und es wird ständig an weiteren gearbeitet). Wer auf das Brötchen verzichten möchte (selbst schuld) bekommt natürlich auch eine normale Waffel oder einen Becher.
Auch Süßigkeiten gibt es viele zu kaufen – ganz oft habe ich kleine Törtchen gesehen, die man mit einem Happs verputzen kann (es ist auch nicht ratsam, bei der Hitze irgendetwas schokoladiges länger in der Hand zu halten). Die Törtchen sind liebevoll verziert, sehr lecker aber auch sehr süß. Für den Sizilien-Besucher ein weiteres Muss sind Cannoli: das traditionelle Gebäck besteht aus einer frittierten Teigrolle mit süßer Füllung aus Ricotta. Es gibt Variationen mit Vanille, Schokolade oder Früchten.
Und wo wohnt nun eigentlich der Pate?
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ein bestimmtes Buch und ein bestimmer Film in diesem Post immer mal wieder zur Sprache kamen. Und wie könnte ich, als bekennender Fan, in Sizilien weilen und mich nicht auf die Spuren des Paten begeben? Und so haben wir uns schlau gemacht und sind mit dem Bus ins bergige Innere Siziliens gefahren – nach Corleone. Schon die Fahrt ist spannend – Berge hinauf und hinab auf engen Straßen und Kurven – ein Glück, dass dem großen Bus kaum andere Verkehrsteilnehmer entgegen gekommen sind.
Leider hat das Städtchen nur mit seinem Namen für den Film hergehalten – hier wurde gar nicht gedreht. Schade. Aber trotzdem pilgern viele Touristen in das kleine Dorf – wo auch viele „Der Pate“-Souvenirs angeboten werden. Auch ohne eine Filmkulisse zu sein ist der Ort durchaus sehenswert. Ein schöner Park, eine tolle Aussicht und sogar ein Wasserfall erwarten den Besucher.
- Blick auf Corleone
- Der Wasserfall von Corleone