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Rio de Janeiro

Regenwald, Traumstrand, Raubüberfall: Das Leben in der Stadt um den Zuckerhut ist wirklich kein Zuckerschlecken. So schön wie Rio ist, so gefährlich ist es leider auch – selbst abseits der berüchtigten Favelas und wenn man sich an alle Sicherheitsvorschriften hält. Aber kommen wir erstmal zur positiven Seite des Reiseberichts.

Pazifizierte Favelas und wilde Motorradfahrten

Rio ist Sonne, Strand, Ipanema und Copacabana. Die Stadt ist riesig: Neben den allseits bekannten Touristenvierteln leben die „normalen“ Menschen vor allem im Norden. Also die, die es sich nicht leisten können im noblen Leblon oder schicken Ipanema zu wohnen. An den vielen Bergen türmen sich außerdem die kleinen Ziegelhäuser der Favelas, manchmal bunt angestrichen, aber doch meist trostlos und in abenteuerlichem Zustand. Dort wohnen Tausende, wenn nicht sogar zehntausende Menschen meist ohne Abwassersystem oder legaler Stromversorgung. Von ihren hoch gelegenen Hütten schauen sie genau auf die Hotels und Häuser der Oberschicht.

Wir haben die Favela Santa Marta besucht, die als erste pazifiziert wurde. Hier drehte Michael Jackson sein Video „They don’t really care about us“ unter abenteuerlichen Bedingungen und ohne Genehmigung. Ihm zu Ehren steht ein bronzener Michael auf dem Michael Jackson Platz. Santa Marta ist mittlerweile eine Vorzeige-Favela. Das bedeutet nicht, dass Gewalt und Drogenhandel dort verschwunden sind. Die Häuser sind bunt, die meisten Menschen begegnen Touristen freundlich. Man sollte allerdings nie jemanden fotografieren, ohne um Erlaubnis zu fragen. Es gibt mittlerweile sogar ein Hostel. Trotzdem würde ich  davon abraten, Santa Marta allein zu besuchen. Am besten nimmt man einen Guide.

Außerdem sind wir durch die Favela Vidigal gefahren, um auf den Morro Dois Irmaos zu kommen, den wir erklommen haben. Unten vor der Favela warten einige Jungs mit ihren Motorrädern und bringen einen für umgerechnet 2 Euro nach oben. Die „wilden“ Fahrten machen wirklich Spaß und die Jungs können sich etwas Geld verdienen. Allerdings ist Vidigal kein ungefährlicher Ort und auch hier sollte man aufpassen.

Zu Besuch bei Meister Quitte

 

Die Wanderung auf den Morro Dois Irmaos ist auch für Anfänger zu bewältigen. Man benötigt knapp 2 Stunden bis auf den Gipfel, von dort hat man eine schöne Aussicht – wenn die Wolken es zulassen. Dort oben hört man nichts mehr von dem Lärm der Stadt, was wirklich sehr schön ist. Im Regenwald hat man auch endlich mal ein wenig Amazonas-Gefühl. Einfach super zum Abschalten. Auf der Hälfte des Weges hat uns eine Katze empfangen 🙂 Ich habe sie Meister Quitte getauft. Die Nerds unter euch wissen, warum.

MeisterQuitte

Fast-Regenwald Feeling gibt’s außerdem im Parque Lage. Eine sehr schöne Anlage, das Café/Restaurant ist super (und lecker!) und man kann an besonders heißen Tagen im Schatten der vielen Bäume und Palmen geschützt wandern. Schön zu beobachten sind vor allem die Affen, die sich von Ast zu Ast schwingen und neugierig auch mal etwas näher kommen.

Vom Parque Lage hat man auch einen guten Blick auf Cristo Redentor – und wer den Aufstieg zu Fuß wagt, kann sich von dort auf den Weg machen. Die Fahrt mit der alten Zahnradbahn hat allerdings auch viel Charme 😉

Die üblichen Verdächtigen

 

zuckerhut

Der Zuckerhut vom Morro Urca aus gesehen

Klar, jeder weiß, was man sich in Rio so anschauen kann. Der Zuckerhut ist das Top-Ziel, die Fahrt mit der Seilbahn erst hoch zum Morro Urca und dann zum Pão de Açúcar (was übersetzt übrigens Zuckerbrot bedeutet) ist bei schönem Wetter einfach super. Der Zuckerhut hat auch mich am meisten beeindruckt, er ist einfach schön anzuschauen, wenn sich die Wolken um ihn herum etwas lichten. Der Blick auf die Copacabana ist natürlich auch unschlagbar. Wer allerdings lieber einen „Rio Rundumblick“ haben möchte, der ist auf dem Corcovado besser aufgehoben. Dort dauert es allerdings auch länger, auf den Gipfel zu kommen und das Wetter kann sich schnell ändern. Wochenenden sind sowieso zu meiden, das Touristenaufkommen ist Wahnsinn. Wir hatten Glück 🙂

Die Preise für Zuckerhut und Cristo Redentor sind für europäische Verhältnisse durchaus günstig. Wer schon mal für den Eifelturm gezahlt oder den Tower of London besichtigt hat, wird darüber nur müde lächeln 😉 Wer nichts ausgeben, aber trotzdem eine Aussicht genießen will, der kann kostenlos den oben bereits erwähnten Morro Dois Irmaos erklimmen.

Die Confeitaria Colombo ist unbedingt einen Besuch wert. Tolles Ambiente, nette Kellner (sprechen auch Englisch) und super leckere Speisen (Nachtisch!) und vor allem Kaffee. Die Confeitaria ist immer voll, aber so groß, dass alle Platz finden. Es ist allerdings sehr laut (aber das ist in Rio überall so). Einen Ableger des Cafés gibt es auch an der Copacabana.

Strand steht natürlich auch auf dem Programm. Lässt man die manchmal nervigen Strandverkäufern und die dreisten Diebe mal Außen vor, lässt es sich in Ipanema und Copacabana gut aushalten. Die Wellen sind mitunter sehr hoch, also aufpassen beim Baden.
Mein Tipp ist die Praia Vermelha am Zuckerhut. Dieser kleine Strand direkt am Berg ist fast noch schöner 🙂

In Lapa, Santa Teresa und Gloria waren wir mit einem Guide unterwegs. Hector hat uns auf der Straße angesprochen und uns überzeugt, einen halben Tag mit ihm durch die Stadt zu fahren. Im Nachhinein war ich froh, dass wir mit ihm dort waren – Santa Teresa und Lapa sind bekannt dafür, dass dort oft Touristen beklaut und auch überfallen werden.

Die Escadaria Selarón ist natürlich super. Schön bunt, das Viertel Gloria an sich ist ein wenig ausgeflippt – mir hat es dort sehr gut gefallen. Hector wusste auch, wo man die besten Souvenirs bekommt (man kann zum Beispiel ein Foto auf eine Fliese malen lassen) und die besten Caipis 😉 Davon habe ich die ganze Zeit sowieso viel zu viel getrunken. Schlimm! Nicht.

Money, no Policia

Der unschöne Teil unserer Reise ereilte uns zum Glück erst am vorletzten Tag. Bis dahin hatten wir uns in Rio recht sicher gefühlt (vielleicht zu Unrecht?). Wir waren abends kaum unterwegs, nur einmal in männlicher Begleitung. Wir haben keinen „Reichtum gezeigt“ wie es so schön heißt – ehrlich gesagt habe ich eher die älteren und abgetragenen Klamotten mitgenommen, Schmuck sowieso nicht. Trotzdem: Touristen gelten in Rio immer als reich.

Wir gingen mittags an der Copacabana am Wasser entlang. Der Strand war ganz gut bevölkert, die Sonne schien, alles in Ordnung. Wir wurden von zwei Typen überrascht, die aus ihren Handtüchern zwei lange Messer zogen und uns aufforderten, ihnen unsere Sachen zu geben. Ähm, geht’s noch? Das Messer hatte dann doch die besseren Argumente, also durchwühlten sie unsere Sachen und nahmen unser Geld mit (was nicht so schlimm war – ich hatte umgerechnet nur 30 Euro dabei). Sie waren auch etwas angepisst, dass wir so wenig Bargeld dabei hatten – meiner Freundin haben sie noch Kamera und iPhone abgenommen. Zum Glück ließen sie uns dann gehen.

Während dieser Zeit sind übrigens einige Leute, Jogger zum Beispiel, an uns vorbeigetrabt. Schien keine große Sache zu sein.

Polizei, dein Freund und Helfer?

Unserer Sicherheitsgefühls beraubt (was schlimmer war, als das Geld) gingen wir zu den nächsten Polizisten, die unweit in ihrem Auto saßen. Sie sprachen zwar nicht gut Englisch, aber mit brüchigen Portugiesisch/Spanisch haben wir ihnen erklärt, was passiert ist. Sie haben dann auch Meldung gemacht und wollten uns die Touristenpolizei ins Hostel schicken – die aber natürlich nicht kam. Überraschung!

Nach diesem Vorfall fühlten wir uns ziemlich unwohl. Wir blieben erstmal im Hostel, mussten ja aber noch essen und Bargeld für den Airportbus holen. Eine Bank zu finden dauerte diesmal länger, da wir alle Gebäude, vor denen Obdachlose hockten, mieden (und das sind viele!). Auch als wir am nächsten Tag mit Gepäck zur Bushaltestelle gingen, hatten wir ein schlechtes Gefühl. Schade, denn Rio hatte uns eigentlich toll empfangen – aber wenigstens ist uns nichts passiert (man sollte nicht „Rio de Janeiro“ und „Überfall“ googeln – da gibt es noch ganz andere Geschichten.)

Damit das jetzt nicht so enden muss – noch ein paar Bilder 😉

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