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Westaustraliens Küste

Kängurus, Koalas, die Oper in Sydney, Backpacking.. das sind so die Dinge, die ich mit Australien assoziiere. Der Kontinent hat aber noch viel mehr zu bieten: auf meiner kurzen Reise entlang der Küste Westaustraliens habe ich so viel erlebt wie sonst noch nie in 10 Tagen.

Nur 18 Stunden Flugzeit ist Perth von Frankfurt entfernt. Ja, ich schreibe „nur“ – nach Sydney, Melbourne und Co. sind es noch einige Stunden mehr. Perth hat den Ruf als sonnigste Stadt Australiens – vor allem im Winter ist es an der Westküste angenehmer als im Osten. Das wissen auch viele Australier (gefühlt am meisten Rentner), die mit ihren Wohnwagen im Urlaub an die Westküste kommen. In den Wintermonaten pilgern viele von ihnen in den Norden – so wie auch wir. Der Winter ist mit rund 22 Grad übrigens gar nicht als solcher zu erkennen 😉

Cervantes – Kalbarri

 

 Los ging unsere Tour, nachdem wir eine Nacht in Perth verbracht haben, mit einer Autofahrt nach Cervantes, etwa 200 Kilometer von Perth entfernt. Wenn man den Ocean Drive nimmt (eine große Auswahl an Möglichkeiten gibt es auch gar nicht) hat man oftmals einen schönen Blick auf die Küste und den indischen Ozean (nicht immer, denn es werden auch viele Apartments gebaut und manchmal versperren einem auch große Dünen die Sicht aufs Meer).

Unterwegs hielten wir im Nambung Nationalpark, um uns die Pinnacles anzusehen. Die uralten Wüstenskulpturen (limestone pillars) sind definitiv einen Besuch wert. Der gelbe Sand leuchtet so stark, dass man eine Sonnenbrille braucht – auch wenn die Sonne nicht scheint, was im australischen Winter durchaus mal passieren kann (dazu später mehr..) Die Pinnacles, der höchste ist knapp 4 Meter hoch, entstanden etwa vor 50.000 bis 500.000 Jahren. Auch der restliche Nationalpark lohnt einen Besuch. Besonders morgens oder am frühen Abend zeigen sich zum Beispiel Emus oder das graue Riesenkänguru.

In Cervantes selbst gibt es nicht viel zu sehen, der Fischerort hat nur rund 450 Einwohner. Attraktion ist der Lobster Shack, wo es – man kann es bereits erahnen – frischen Lobster zu essen gibt. Das Meerestier wird dort gefangen und entweder für den Export vorbereitet oder vor Ort verzehrt. Ich habe auch mal einen Hummer probiert – bin aber nicht besonders begeistert. Da ich ja aber sowieso keine Meerestiere mag, ist meine Meinung wohl auch nicht ausschlaggebend. Wer mag, kann eine Tour durch die Fabrik mitmachen – auf alle Fälle sehr interessant.

Von Cervantes ging es weiter Richtung Norden auf dem Indian Ocean Drive. Rund 4 Stunden entfernt liegt der Kalbarri Nationalpark, etwa 180.000 Hektar groß. Der Zugang zum Park ist nicht ganz einfach – die Staßen sind nicht geteert (das kommt in WA oft vor) aber mit einem Pkw befahrbar, wenn man vorsichtig ist. Wir haben eine Abseiling Tour im Nationalpark gemacht, an verschiedenen Wänden – 5 Meter, 25 Meter und 35 Meter hoch. Bloß nicht runtergucken! Wenn man’s erstmal über die Klippe geschafft hat, ist es eigentlich total leicht. Und runter kommt man ja immer irgendwie. Colin und Andrea haben sich super um uns gekümmert und wirklich Jedem die Angst vor der Höhe genommen.

Nach der Tour haben wir am Murchison River gegessen und uns auch noch ins Wasser gewagt, obwohl es schon recht kalt war. Aber zumindest sind keine Krokodile drin 😉 Um wieder zurück zum Parkplatz zu kommen, wandert man noch ein Stück durch den Park und wer dann noch Zeit und Lust hat, sollte den Aussichtspunkt „Nature’s Window“ nicht verpassen. Ein spektakulärer Blick!

Shark Bay – Monkey Mia

 

Am nächsten Tag ging es schon weiter nach Shark Bay. Die Bucht ist sehr schön gelegen und auch wenn dort 28 Haiarten heimisch sind, habe ich kaum welche gesehen – dafür umso mehr Delfine. Ein Hai ist an uns vorbeigeschwommen, als wir im Kayak auf dem indischen Ozean paddelten, hat sich aber nicht weiter um uns gekümmert. Im Allgemeinen sollte man sich natürlich immer an den örtlichen Warnschildern orientieren und nicht auf eigene Faust abseits der freigegebenen Flächen schwimmen gehen. Dann hat man unter Umständen auch selbst Schuld, wenn man einem Hai begegnet. So sehen das auch die meisten Australier, mit denen ich über Haiangriffe geredet habe – die Tiere waren nunmal zuerst da und man sollte ihren Lebensraum respektieren. Da Haie keine Hände haben, mit denen sie eine potenzielle Beute identifizieren können, beißen sie nunmal zuerst hinein – und entscheiden dann, ob es ihnen schmeckt oder nicht. (Diese Methode wäre übrigens nichts für mich)

In Shark Bay wohnten wir in Monkey Mia, dem Zentrum des Delfintourismus in WA. Jeden Morgen kamen einige Delfine an die Bucht geschwommen und wurden von Rangern der Naturschützbehörde gefüttert (und später dürfen auch die Besucher mal ihr Glück versuchen). Dass sich das viele Gäste des Monkey Mia Ressorts anschauen, ist klar 😉 Man sollte sich frühzeitig einen guten Platz sichern. Die Tiere kommen wirklich sehr nah an den Strand – und das wirklich jeden Tag. Auch einige Pelikane kommen vorbei und schauen, ob für sie etwas abfällt.

Apropos Haie – in Australien gibt es ganz andere gefährliche Tiere (auch wenn sie nicht generell gefährlich sind – nur manchmal begegnet man ihnen eben). Zum Beispiel der Stonefish, der auf dem Meeresgrund kaum wahrzunehmen ist. Sie gehören zu den giftigsten Fischen überhaupt und tritt man auf sie drauf, ist das extrem schmerzhaft. In Shark Bay gibt es eine Lagune, schön anzusehen, aber besiedelt von Steinfischen – lieber nicht darin baden. Auch Seeschlangen gibt es, die aber sehr friedlich sein sollen und sich eher zurückziehen als jemanden anzugreifen. Verschiedene giftige Arten von Quallen, Manta- und Stechrochen sind ebenfalls rund um Australien Zuhause. Wer sich die Tiere, inklusive Haie mal aus der Nähe anschauen, aber nicht ins Wasser gehen will, dem empfehle ich den Ocean Park in Monkey Mia. Die Meeresbiologen, die dort arbeiten, haben viele tolle Informationen über die Tiere parat und erzählen mit viel Leidenschaft von ihrer Arbeit.

Unterwegs im Busch mit Darren „Capes“ Capewell

 

Zu den tollsten Erfahrungen, die ich in Australien machen durfte, gehört die Tour mit Capes, einem echten Aborigine. Er kennt sich in Shark Bay aus, wie kein anderer – und mit ihm fühlt man sich auch im australischen Busch sehr sicher. Ich habe so viel über die Tier- und Pflanzenwelt gelernt, über die Umgehensweise der australischen Ureinwohner mit der Natur und über ihre Kultur und Sprache. Das alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen; deswegen empfehle ich ausnahmslos jedem, ob Kind oder Greis, eine Tour mit Capes zu machen. Von Camping unter freiem Himmel bis Kayak im Ozean, Fischen nach alter Tradition und Spielen des Didgeridoos – mit Capes ist so ziemlich alles möglich. Wenn ich nicht hätte abreisen müssen, würde ich wahrscheinlich immernoch mit Capes im Busch umherwandern und seinen tollen Erzählungen lauschen, während er erklärt, wie man in der Natur Wasser und Nahrung findet (wir haben einige essbare Pflanzen probiert, sehr lecker) Er hat uns unter anderem erklärt, dass Shark Bay für die Aborigines eine besondere Bedeutung hat – es ist der einzige Ort in Australien, an dem die Wüste ins Meer übergeht.

Capes erzählte uns außerdem vom Projekt Eden, das auch er unterstützt. In einigen Gebieten stehen „Achtung, Gift“-Schilder, die uns stutzig werden ließen. Dieses Gift richtet sich allerdings nicht gehen Kängurus, Echidnas und Co sondern ganz im Gegenteil, dient zu deren Schutz. In Australien gibt es viele eingeschleppte Arten von Tieren, die sich schnell vermehren, darunter wilde Katzen und Füchse. Diese machen Jagd auf Echidnas, Bilbies und andere in Australien heimische Tiere, was zu einem starken Rückgang der Population führte. Im Rahmen des Eden-Projektes wird Gift ausgelegt, das aus heimischen Pflanzen gewonnen wird. Sollten es also australische Tiere fressen, merken sie davon nix – eingeschleppte Tiere wie Katze und Fuchs sterben jedoch daran. Damit soll der Populationsrückgang der heimischen Arten gestoppt werden. Gleichzeitig werden diese nachgezüchtet und in solchen Gebieten ausgesetzt. Ein tolles Projekt!

Coral Bay – Exmouth – Ningaloo Reef

 

Um Zeit zu sparen, sind wir in einem Miniflugzeug von Shark Bay nach Coral Bay geflogen statt mit dem Auto zu fahren. Es gibt sogar einen kleinen Flughafen in Shark Bay, mit einer geteerten Landebahn – nicht so in Coral Bay 😉 Während des Fluges konnten wir viele Buckelwale im Wasser sehen – toll! Die sollten wir später auch noch aus der Nähe beobachten können.

In Coral Bay haben wir eine Fahrt mit einem Glasbodenboot gemacht und konnten viele tolle Korallen und bunte Fische beobachten. Auch einige Schildkröten kreuzten unseren Weg. Das Riff ist nicht so bunt, wie man es vielleicht vom Great Barrier Reef kennt, die Korallen sind eher braun und grau. Dafür kann man dort umso besser Fische und andere Meeresbewohner entdecken. Nach der Tour mit dem Boot konnten wir noch an einigen Stellen schnorcheln, wobei ich unter anderem einen Kugelfisch gesehen habe (leider besitze ich keine Unterwasserkamera – daher gibt es keine Fotos).

Das große Highlight unserer Reise wartete in Exmouth, nichtmal zwei Stunden Autofahrt von Coral Bay entfernt. Dort haben wir eine Tour zur Walhaibeobachtung mitgemacht – der größte Fisch der Welt ernährt sich von Krill und schwimmt durch die Gewässer an der westaustralischen Küste. Ich habe gar nicht damit gerechnet, überhaupt welche zu Gesicht zu bekommen – man weiß ja, wie das mit wilden Tieren so ist, sie tauchen selten in einem bestimmten Zeitfenster einfach so mal auf – aber ich habe tatsächlich welche gesehen, und noch besser als das, ich bin neben diesen riesigen, majestätischen Tieren geschwommen. So nah, dass ich sie hätte anfassen können. Wahnsinn! Ein atemberaubendes Erlebnis.

Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, kamen auch noch riesige Mantarochen vorbei, die sich auch von den Schnorchlern nicht stören ließen und an uns vorbeiglitten, als würden sie fliegen. Und später, als alle wieder an Bord der Mahi Mahi waren, kamen auch noch Buckelwale vorbei, einige davon sprangen sogar vor uns aus dem Wasser. Wann erlebt man das schonmal? Dazu fällt mir dann auch nichts mehr ein. Das nächste Naturspektakel ließ nicht lange auf sich warten: 5 Orcas tauchten auf und jagten das Buckelwal-Baby. Die Mama hat alles Mögliche getan, das Kleine zu beschützen und es sogar auf den Rücken genommen – ob alles gut ausgegangen ist, weiß ich leider nicht. Ich möchte aber denken, dass schon. So ein Erlebnis hat man nicht alle Tage – wir haben noch mit der Crew gefeiert und sogar Shane, unser Skipper, der den Job schon seit 20 Jahren macht, war bewegt von so viel Action an diesem Tag.

Vielen Dank an die ganze Crew vom Exmouth Diving Centre, besonders an Katia, die Fotos gemacht und uns zur Verfügung gestellt hat (es gibt auch ein Video, das man gegen Gebühr erwerben kann). Der Walhai auf dem Bild ist tatsächlich der, neben dem ich an diesem Tag geschwommen bin. Was für ein schönes Tier 🙂 Bin immernoch ganz verliebt.

Mit diesem Abenteuer ging unsere Reise dann auch schon zu Ende. Zurück nach Perth konnten wir wieder fliegen – diesmal mit einer richtigen Verkehrsmaschine 😉 Zu Perth und Fremantle gibt es einen eigenen Eintrag unter „Städtereise“.

Hinweis: Ich wurde von Tourism Western Australia auf die Pressereise eingeladen, um für breitengrad53.de zu berichten.

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